Alarm & Analoges

Danke sagen | Lieber Hotelgast. Ich vermute, Du hattest gestern Abend eine echt gute Partynacht in Osnabrück und bist in den frühen Morgenstunden leicht angeschickert oder sturzbetrunken und ob dieses Zustandes vielleicht sogar sehr, sehr glücklich zurück ins Hotel gekommen. Vielleicht liege ich damit auch falsch und es war eine heiße Liebesnacht, die Dich um Verstand und Schlaf gebracht hat? Natürlich möchte ich auch weniger energetisierende Motive nicht ausschließen, denn vielleicht hast Du auch einfach unter Schlaflosigkeit gelitten hast – hey, ich kenne das, das geht mir manchmal auch so. Ganz blöd. Was auch immer der Grund war, warum Du Dir gegen halb fünf am Morgen irgendwo im Hotelflur eine Kippe angezündet hast – im Zimmer ging das ja nicht, ist ja ein Nichtraucherhotel – die runden weißen Kästchen die überall an der Decke hängen und blinken sind übrigens Feuermelder. Die reagieren auf Rauch. Und weißt Du, was passieren kann, wenn man unter einem solchen Feuermelder steht und raucht? Richtig. Er kann das melden, denn das ist sein verdammter Job. Der Alarmton von so einem Feuermelder ist ziemlich eklig. Besonders, wenn man davon geweckt wird, weil man gerade selig in seinem Hotelbett liegt und schlummert.  Um halb fünf, an einem Samstag. Ich bin sicher, dass außer mir noch mindestens 30 bis 40 andere Hotelgäste bestätigen können, wie eklig das ist, wenn einen um die Uhrzeit ein solcher Ton weckt. Und wenn man dann schlaftrunken und ein bisschen orientierungslos mit Nachthemd in seine Klamotten schlüpft und das Nötigste zusammensucht, weil sich draußen auf der Straße schon so einige Hotelgäste versammelt haben und weil es ja durchaus sein könnte, dass der Feueralarm ein Feuer meldet. Wusstest Du eigentlich, dass so ein Alarm nicht von alleine wieder ausgeht? Allein deswegen ist auf dem Zimmer bleiben keine Option, denn da lauert der Tinnitus schon um die Ecke. Der Feueralarm wird nämlich genau dann erst wieder entschärft, wenn der nette Feuerwehrmensch, der zunächst anrücken und das Hotel einmal von oben bis unten gründlich checken muss, entscheidet, dass es nicht brennt. Das war in unserem Fall gegen kurz nach fünf. Sag, hast Du eigentlich auch auf der Straße oder im Treppenhaus gestanden wie wir und hast darauf gewartet, endlich wieder ins Zimmer und ins Bett zu dürfen, mit Deinen ein, zwei Habseligkeiten bei Dir, die Du noch schnell zusammengeklaubt hast? Dabei wäre das alles gar nicht nötig gewesen, wenn Du ein paar Schritte vor die Tür gemacht und Deine wohlverdiente Zigarette draußen geraucht hättest.  

Gestalten | Nachdem wir gestern in der Coachingausbildung vor allem in Theorie und Kopf unterwegs waren, ging es heute in die Praxis und Handarbeit. Man nennt das auch „analoges coachen“, weil es auf visuelle (und haptische) Reize fokussiert. Konkret bedeutet das, dass wir heute unter anderem gezeichnet und modelliert haben. Und ich habe – nicht völlig überraschen, doch überraschend eindeutig – festgestellt, dass ich mit gestaltenden Tools sowohl als Klientin als auch als Coachin sehr gut zurechtkomme. Wir schauen uns während der Ausbildung viele sehr unterschiedliche Tools an und es ist sehr wichtig unterwegs zu erkennen, dass ein Tool nicht nur zur Problemstellung des Klienten, sondern auch zur Coach*in passen muss. Während ich mich mit der heute angewendeten Gestaltberatung sehr gut gefühlt habe, gab es andere in der Gruppe, die diese Tools vermutlich nicht in ihren persönlichen Methodenkoffer aufnehmen werden. Ziel der Ausbildung ist es nämlich nicht nur, alle möglichen Methoden erlernt und geübt zu haben, sondern eben auch, am Ende ein eigenes Coaching-Konzept mit einem passende gepackten Methodenkoffer zu entwickeln. Apropos Methodenkoffer: Als Coachin in der Ausbildung ist es für mich wichtig, sobald wie möglich mit der Klientenarbeit zu beginnen. Wenn Du also eine berufliche Fragestellung hast, die Dich umtreibt, Du in der Nähe von München wohnst und wir uns nicht unbedingt so gut kennen, dass wir schon mal betrunken auf Hotelfluren geraucht hätten, dann sollten wir reden.

Irgendwas mit Murmeltier | Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass mich mit der Deutschen Bahn so etwas wie eine Hassliebe verbindet? Falls nicht: Mich verbindet mit der Deutschen Bahn so etwas wie eine Hassliebe. Denn im Grunde meines Herzens fahre ich aus mehr als tausend Gründen wirklich sehr gerne mit der Bahn, obwohl diese sich mit allen Mitteln gegen meine tiefe Zuneigung wehrt. Heute war nämlich mal wieder Tag der umgekehrten Wagenreihung. Das ist zwar nicht ganz ideal, aber auch kein größeres Problem, wenn man früh genug da ist und die die Anzeigetafeln aufmerksam liest. Die erste Klasse, so las es sich, würde heute ausnahmsweise in Abschnitt E halten. Auf Gleis 2 in Osnabrück ist der Abschnitt E so ziemlich der letzte Abschnitt auf dem Gleis. Wenn der Zug sich dann spontan für eine umgekehrte umgekehrte Wagenreihung entscheidet, dann ist das nicht nur mental eine ziemlich Knobelpackung (A statt E), sondern auch schlicht körperlich herausfordernd. Ziemlich keuchend ist es mir dennoch gelungen. Ich konnte mir dennoch nicht verkneifen, den mir in die Füße laufenden Schaffner auf diese kleine Fehlinformation hinzuweisen, auch vielleicht, weil es einem nach einem kleinen „tut mir Leid, dass wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet haben, (kommen Sie, ich bringe Ihnen ein Freibier)“ gleich viel besser geht. Eine Entschuldigung (oder gar ein Freibier) oder eine subtilere Art von Mitgefühl bekam ich übrigens nicht – dafür aber an Ort und Stelle eine 1A-Fahrkartenkontrolle. Bei der Bahn ist man nämlich vor allem pragmatisch: „Wo sie jetzt schon mal hier sind, zeigen Sie mir doch gleich Ihre Fahrkarte, dann muss ich Ihnen nicht später noch hinterherlaufen.“

Späti | Wenn ich an einem Samstagabend müde und hungrig nach zwei intensiven Coaching-Tagen beim Zwischenhalt in Troisdorf ankomme, dann ist das noch beleuchtete Kaufland-Schild so etwas wie eine Offenbarung. Was für eine tolle Möglichkeit, mir auch noch um diese Uhrzeit eine gesunde Tüte Salat Lakritz zu kaufen. Und erstaunlicherweise ist der Laden selbst so spät noch einigermaßen gut besucht. Warum nur zweifle ich daran, dass es das in Bayern jemals geben wird?

4 Kommentare

  1. Zwischenhalt in Troisdorf?????
    Was war das denn für eine Verbindung? In Troisdorf muss ein Laden auch abends lange geöffnet haben, sonst gibt es ja gar keinen Grund dort zu wohnen 😉

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    1. Die Verbindung ist eine sehr enge und nennt sich Familie. Und da ich die Strecke an den Seminartagen meistens nicht schaffe, schien mir die Idee mit dem Zwischenstopp in Troisdorf brillant.

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      1. Das ist natürlich mehr als ein guter Grund 🙂
        Ich bin irgendwie von Zugfahren Richtung München ausgegangen und dass man da ja wohl eher in Siegburg oder Köln umsteigen muss.
        Ich hoffe, ich bin jetzt nicht in ein Fettnäpfchen getreten….

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        1. Nein, nein – kein Fettnäpfchen. Natürlich liegt es nicht auf der Hand, warum ich ausgerechnet in Troisdorf zwischenstoppe (& ich könnte mir rein von der Stadt her natürlich auch Spannenderes vorstellen)

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