Wendy, Gmias & rebellische Printen

Was erzähle ich Euch eigentlich, wenn das Wesentliche Ereignis eines Tages eine Zugfahrt ist, auf der es weder keinen Kaffee gibt, noch sonst irgendwas Nennens- oder Beklagenswertes passiert? Vielleicht das Folgende:

Wendy* | In meiner Filterblase (die ich manchmal aus Gründen auch Fischerblase nennen könnte <3) macht gerade eine aktuelle Doku auf Netflix die Runde: “Fyre – The Greatest Party that never happened“. Sie erzählt die (wahre) Geschichte eines Festivals, das im Frühling 2017 Amerikas junge Reiche mit Hilfe von ein paar Influencern und überbordenden Luxusklasseversprechen auf die Bahamas lockte und dort am Ende nicht einmal Holzklasse auslieferte. Ich habe beim Anschauen der Doku abwechselnd fassungslos der Kopf geschüttelt, hysterisch gelacht und einen dicken Kloß im Hals gehabt. Denn es ist zwar erheiternd zu sehen, wie ein paar findige Geschäftsleute mit Hütchenspielertricks zahlungskräftige Pseudo-Hipster gepflegt übers Ohr gehauen haben, aber es ist auch erschreckend zu erkennen, wie leicht Schein und Sein sich in unserer Instagram-Welt miteinander vermischen lassen und wie bereitwillig (wir) Menschen sich vom schönen Schein in die Irre führen lassen. Für eine ansonsten ereignislose Zugfahrt, auf der sogar das WLAN exzellent funktionierte, war Fyre eine sehr willkommene Unterhaltung, die ich jedem nur ans Herz legen kann.

*Wendy ist eine Kurzform von “Welcome to the Bahamas and have a nice holiday” und stammt aus einem alten, sehr primitiven Witz, den ich hiermit nur implizit erzählt habe.

Würzhaus | Auch wenn ich meine kleinen Reisen irgendwie mag, bin ich doch froh, wenn ich am Sonntag nicht allzu spät wieder zurück bin und noch etwas Familienzeit übrig bleibt. Gegen eins war ich zurück in München und habe dann gleich Mann und Kinder beim Michaelibad eingesammelt. Da die Kinder nach dem Schwimmen ein Hüngerchen beklagten und uns Erwachsenen ein bisschen mehr Pomp als Schwimmbadpommes vorschwebte, sind wir mal wieder im Truderinger Wirtshaus eingekehrt. Dort ist es gemütlich, gutbürgerlich und sehr bayrisch. Und vor allem laut auch genug, dass man auch mit Kindern gut untertauchen kann. Unter der vielversprechenden Überschrift “sauber ‘xund’ und lecker vegetarisch” gibt es sogar eine kleine Auswahl an Speisen ohne Fleisch, was in gutbürgerlichen bayerischen Etablissements ja nicht unbedingt die Regel ist. Nachdem wir die Karte dechiffriert hatten, entschieden wir uns für die “Gegrillten Gmias-Pflanzerl mit Sonnenblumenkernen drin”, die ein bisschen unter der sehr sämigen Schnittlauchsoße litten, aber insgesamt wirklich sehr fein waren. Schaut selbst:

Aachen | Seit ich mir vorgenommen habe auf Süßes zu verzichten, verzichte ich selten auf Süßes. Und als ich heute Nachmittag in ein kleines Müdigkeitsloch fiel, besann ich mich einer Packung Aachener Kräuterprinten, die noch ungeöffnet seit Weihnachten im Vorratsschrank liegt. Ich liebe Printen, weiß aber nicht so ganz genau, was das über mich aussagt. Insbesondere da ich auch Lakritz und Rosenkohl mag. Printen esse ich jedenfalls seit ich Zähne trage hingebungsvoll und in große Mengen. Denn Zähne sind im Umgang mit Printen (ich spreche von Kräuterprinten wohlgemerkt, nicht von Schoko-Honig-Printen, die für mich eigentlich gar keine Printen sind) unabdinglich. Es liegt nämlich in der Natur von Printen, hart zu sein. Sehr hart. Über 40 Jahre lang ist das mit mir und den Printen gut gegangen – ich habe sie gegessen, sie haben sich ohne Gegenwehr essen lassen. Aber heute hat sich diese eine Printe, die ich im Grunde völlig beiläufig einschob, entschieden, das alte Fressen und Gefressenwerden-Spiel nicht länger duldsam mitzuspielen, mit dem Ergebnis, dass mir nun eine kleine Ecke vom Schneidezahn fehlt und ich jetzt intensiv über Softcake (den ich bis gestern absolut indiskutabel fand) nachdenke.

Goldkind | Morgen Abend werden übrigens die Goldenen Blogger verliehen, bei denen der Lieblingschristian in der Kategorie “Tagebuchblog” zu Recht nominiert ist. Ich drücke ihm die Daumen und empfehle Euch den Livestream am 28.01. ab 19 Uhr.

Titelbild: Francisco Cornellana Castells via Pexels

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