Weihnachtsgeschenke | Seit ich meine Geschenke im Neuland bestelle, macht mir das Thema Weihnachten eher mehr Stress als weniger. Und dabei sollte es doch eigentlich genau umgekehrt, weil viel einfacher und vor allem bequemer sein. Tatsächlich aber fängt aber schon bei der Geschenkauswahl an. Früher habe ich mir fokussiert Gedanken gemacht, über was sich wer wohl freuen würde und habe es dann planvoll gekauft. Heute cruise ich latent orientierungslos durchs Netz und stolpere von einer Inspiration zur nächsten. Und das Netz ist voll mit Inspiration. Irgendwann bleibe ich dann vielleicht an einer davon hängen. Spätestens dann beginnt dann der anstrengende Teil: Ist das Wunschdingsbums noch verfügbar? Wer verkauft es mir zu welchem Preis? (Es gibt seit dem Online-Shopping keine größere Schmach, als ein Schnäppchen nicht entdeckt zu haben.) Und dann die Mutter aller Fragen: Klappt es mit der Lieferung bis Weihnachten? Demgegenüber ist eigentliche Vollzug dann ein Kinderspiel. ABER. Nach dem Kauf ist vor dem Warten. Auf den Paketdienst, der ja erfahrungsgemäß nie dann kommt, wenn man brav zuhause auf ihn lauert. Während sich diese Unwägbarkeit zu normalen Zeiten noch schulterzuckend ertragen lässt, ist sie kurz vor Weihnachten schlicht nicht duldbar. Niemand möchte nach dieser ausgiebigen Vorbereitung schließlich beim Endspurt scheitern und mit leeren Händen (oder dem Abholschein) unterm Christbaum stehen. So ein Stress! Von dem ich dieses Mal glücklicherweise frühzeitig erlöst wurde, denn pünktlich um 15:21 Uhr lieferte der vorweihnachtsverhärmte DHL-Bote das letzte Puzzlestück für dieses Jahr.
Das große Fressen | In Vorbereitung auf die alljährliche, ausgiebige und mehrträge Völlerei, hatte ich eigentlich meine Vorräte schon gestern zusammengekauft, um mir das Hauen und Stechen am Samstag vor dem letzten verkaufsoffenen Tag ever zu ersparen. Aber natürlich hatte ich die Rechnung ohne die liebe Gastköchin gemacht, die für ihr sonntagabendliches Vier-Gänge-Menü noch das ein oder andere Ingredienz benötigte. Ich musste also noch mal los und war auf das Allerschlimmste gefasst: überfüllte Parkplätze, Menschentrauben, die sich um die letzten Einkaufswagen raufen, geplünderte Regale, Ehepaare, die nach dem Einkauf getrennte Wege gingen. Aber nichts von alledem passierte. Tote Hose, soweit das Auge reichte. Fast mutete mir der Supermarkt meines Vertrauens sogar leerer an als an einem herkömmlichen Samstag. Glücklicherweise war wenigstens der Greyezer ausverkauft, sonst hätte ich vermuten müssen, dass Weihnachten dieses Jahr auf einen anderen Termin verschoben worden wäre und ich es einfach nicht mitbekommen hätte.
Käsewetter | Wenn man an einem lauen Herbstabend Prosecco-trinkend mit den Nachbarn am Gartenzaun plauscht, entstehen mitunter die schönsten Pläne. In diesem Herbst war es der Plan, gemeinsam mit allen Familien am letzten Adventssamstag im Garten ein Original Schweizer Fondue (=Käsefondue) zuzubereiten. Die Schwiegereltern importierten zu diesem Anlass über drei Kilo feinste Fonduemischung nach Geheimrezept ins Land, Doppelhaus 12 schnippelte hingebungsvoll Obst und Gemüse, während Doppelhaus 12a Dreibein und Kessel organisierte und für den Glühwein sorgte. Als Krönung buk der Schwager noch fünf erstklassige Fondue-Brote mit ausgeklügelten Sollbruchstellen. Alles war gut, hätte es nicht heute – am Tag der Tage – fast durchgängig gestürmt und geregnet, so dass wir zwar in der Theorie bestens vorbereitet waren, in der Praxis aber allesamt wenig Lust auf die Freiluftsause hatten. Aufmunternde WhatsApps gingen hin und her:
Kurz vor 18:30 Uhr kam noch mal ein richtig heftiger Regenguss herunter, aber er schaffte es nicht, dass bereits lodernde Feuer zu löschen. Um 18:40 Uhr war es mit dem Regen auf einmal vorbei und auch der Wind schaltete auf friedlich. Zehn Minuten später standen dann zwölf Erwachsene und fünf Kinder mit langen Gabel bewaffnet selig um einen Kessel brodelnden Käses herum und waren sehr beseelt von all dem.
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