Geschwiegen habe ich, ganze zwei Abende lang. Und was soll ich sagen: Es ist ok, denn natürlich hatte ich dafür gute Gründe. Aber das versteht sich ja ohnehin von selbst. Heute geht es nun aber im Schweinsgalopp durch die letzten Tage, damit alles wieder seine Ordnung hat.
Würgend | Schwelgte ich beim letzten Post noch in schönst verklärter Weiberfastnachtsmelancholie, war diese am nächsten Morgen wie weggeblasen, als ich gegen kurz nach sechs in eine vielfach vollgekotzte S-Bahn stieg. Man neigt zwar bisweilen dazu, solche olfaktorischen Leckerbissen retrospektiv auszublenden, doch -machen wir uns nichts vor – zu viel gekotzt wird nicht nur beim Oktoberfest.
Routinen |Die oben genannte S-Bahn brachte mich trotz besagter Speisereste direkt zum Kölner Hauptbahnhof angekommen, wo ich natürlich wie jedes Mal auf den Vorplatz rannte und ein Bild vom Dom machte. Denn ich habe seit vielen Jahren ein gewisseses Kölner-Dom-Defizit in meinem Leben, das der Münchner Dom leider nicht aufwiegen kann. Man kann nur einen Dom im Leben haben, glaube ich. Nach dem Dom fand ich mich ebenfalls routiniert beim Haferkater ein, um mir meinen obligatorischen Wegporridge (diesmal mit Rübli) zu kaufen. Lecker, er war. Zum Porridge gönnte ich mir aus der Bordgastronomie meines ICs, die an diesem Tag nur kalte und warme Getränke konnte, einen frisch gebrühten Kaffee. Der Herr am Ausschank sprach mich dabei mit “Meine Dame” an, was ich gleichermaßen charmant und treffend fand. So um kurz nach sieben am Morgen.
Coaching | An diesem Wochenende haben wir uns bereits zum vierten unserer neun Ausbildungsmodule getroffen. Wie schnell die Zeit vergeht! Und es ist ganz erstaunlich, wie gut die gar nicht so kleine Gruppe von 16 Leuten bereits zusammen funktioniert und wie eng wir in den kleineren Triadengruppen wirklich schon zusammengewachsen sind. Dass wir miteinander so vertrauensvoll und offen umgehen können ist eine echte Bereicherung und etwas, das ich so nicht erwartet hätte. Inhaltlich sind wir dieses Mal unter die Oberfläche abgetaucht und haben uns unter anderem mit (unseren eigenen) Glaubenssätzen, Projektionen und Antreibern beschäftigt. Für mich war das erhellend und furchteinflößend und ich beginne zu verstehen, warum es heißt, dass so eine Coachingausbildung vor allem viel mit einem selbst macht.
Niemandsland | Da wir heute einen dringenden Termin im Rheinland hatten, war der Mann und die Kinder bereits am Freitag auf einem Stau nach Troisdorf geritten. Das führte dazu, dass er mich dann gestern Abend auch fürsorglich gegen halb zehn am Bahnhof einsammelte, um gemeinsam mit mir noch ganz gemütlich etwas essen zu gehen. Wer hätte auch gedacht, dass das in so einer Stadt an einem Samstagabend so gut wie unmöglich ist. Restaurant Nr. 1 bewirtete eine geschlossene Gesellschaft, Restaurant 2., das laut Internet samstags bis 1 h geöffnet hat, ließ uns um kurz vor zehn nicht mehr rein “die letzten Gäste gehen auch gerade”, Restaurant 3 bot uns “zum Mitnehmen” an, Restaurant 4, 5 und 6 waren entgegen anderslautender Google-Informationen gar nicht erst geöffnet und es brauchte am Ende rund eine Stunde und 6.000 Schritte, bis wir in Troisdorf (!) doch noch eine Taverne fanden, die uns nicht nur einlassen sondern auch füttern wollte. Und so haben wir dann tatsächlich gegen halb elf im Restaurant Olympia noch ganz vorzüglich gegessen und getrunken. Ευχαριστώ.
Spielhölle | Um die Kinder maximal für den Horrortrip von Freitag zu entschädigen und um sie vielleicht ein bisschen für die heutige Heimreise zu ermüden, haben wir uns heute früh dann zum Indoor-Spielplatz Jackelino begegeben, was man wirklich gut machen kann, wenn man hinreichend früh da ist. Die Kinder waren wunschgemäß begeistert und flitzten wie von der Tarantel gestochen durch die Halle. Der Mann und ich tranken unter dessen gepflegt Kaffee. Eine perfekte Arbeitsteilung für einen Sonntagmorgen. Eine Kleinigkeit blieb mir beim Jackelino-Konzept jedoch völlig unklar: Wo können Papas ihre Kinder wickeln?
Heimatliebe | Nachdem wir uns an diesem Wochenende vor allem deshalb im Rheinland eingefunden haben, um unseren Nachwuchs rheinländisch-karnevalistisch zu sozialisieren, war der heutige Troisdorfer Karnevalszug natürlich das ultimative Highlight des heutigen Tages. Und dank der glücklichen Tatsache, dass wir erstens einen 1-a-Platz und zweitens einen nahen Verwandten opalicherseits auf einen der Wagen geschmuggelt hatten, war die Ausbeute der “Kamelle-Gang” ganz schön beachtlich. Nachdem die mitgebrachten Beutel sehr schnell sehr voll waren, funktionierte ich kurzerhand eine Hose (die aus dubiosen Gründen ebenfalls geworfen worden war) in einen weitere Tasche um und wir füllten auch diese bis zum Rand. Für die Kinder war es verständlicherweise spektakulär, mit so vielen Süßigkeiten überhäuft zu werden, für den nachhaltigen und latent müllvermeidenden Teil meiner Selbst war es mal wieder haarsträubend, was da für eine Materialschlacht abgehalten wird. Schwierig irgendwie.