Liebe auf den zweiten Blick |Es gibt keinen Ort, den wir in unserer Zeit hier in Kroatien öfter besucht haben als Poreč. Dabei hatten wir das Städtchen bei unserem ersten Besuch gar nicht wirklich ins Herz geschlossen. Zurückgekehrt sind wir dann aber doch, weil es dort in den Ostertagen eine Art Stadtfest gab und wir uns das mal ansehen wollten. Bei der Gelegenheit durchstöberte ich dann mal die Gässchen, die etwas abseits der zentralen Touristenmeile lagen und fand Erstaunliches: nette kleine Restaurants, Galerien, viel Kunsthandwerk und sogar einen Laden mit kleinen Designerlabels. Mein ganz persönliches Highlight ist dabei zweifelsohne By Kumi von Kumrije Musljiu. In ihrer Ladenwerkstatt näht Kumi Stofftiere und Puppen, die sie auf Wunsch auch mit Lavendelblüten füllt. Für mich war der Laden das reinste Paradies und mir gingen wirklich die Augen über. Natürlich habe ich ein paar von Kumis Kunstwerken gekauft und ich musste mich wirklich bremsen, damit es nicht noch mehr wurden.
Fleischesunlust | Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die kroatische Küche im Großen und Ganzen nicht auf unsere verschrobenen Essgewohnheiten ausgelegt ist. Wir haben uns aber mit Fuži mit Trüffeln oder Wildspargel, Käse und Pizza bisher ganz gut über Wasser gehalten. Dennoch haben wir uns sehr gefreut, als wir entdeckten, dass es in Poreč sogar ein vegetarisches Restaurant gibt, das überall gute Bewertungen abstaubt. Zu Recht, wie wir finden. Wir jedenfalls haben das Artha gleich an zwei Tagen hintereinander besucht und uns nicht nur über das abwechslungsreiche vegetarische Essen sondern auch über die wirklich sehr nette Gastgeberin gefreut.
Wein gut, alles gut | Nachdem wir hier seit Tag eins gefühlt ständig an Weinstöcken vorbeifahren, haben wir das als ein Zeichen gedeutet und uns endlich mal intensiv mit den istrischen Weinen auseinandergesetzt. Zunächst haben wir das Weingut San Tommaso besucht und dort einen herrlichen Chardonnay und einen frischen Malvazija probiert (und anschließend erworben). Dem Weingut ist ein kleines Hotel angegliedert und ich hatte bei Wein und Käse ständig Honeymoon-Gedanken, was man mir auch deutlich ansieht.
Einen Tag später besuchten wir das weniger vornehme, aber nicht minder schöne Weingut Stancija Collins von Juraj und seiner Familie, bei dem wir uns durch das Programm probierten (also ich probierte, der Mann chauffierte) und uns schließlich selbst zur nächsten Weinlese einluden. Ihn verließen wir mit zwei Sorten Malvazija und ich schätze, für die nächsten Monate sind wir hinreichend versorgt, wenn man bedenkt, dass wir zuhause so gut wie nie Wein trinken. Wieder einen Tag später – wir waren unvorsichtig in die Tourifalle getappt und hatten uns nach Motovun locken lassen, wo wir um ein Haar für viel Geld Trüffel gejagt hätten – bekamen wir den heißen Tipp, dass das größte und wichtigste Weinfest ganz Kroatiens just an diesem Tag in Gračišće stattfände und dass wir uns das auf GAR KEINEN FALL entgehen lassen dürften. Taten wir natürlich auch nicht und so traf man einen vierköpfige Familie aus Süddeutschland am frühen Abend in den völlig überfüllten Gässchen des Ortes, die Frau hatte ein Weinglas um den Hals hängen, das sie hier und dort auffüllen ließ und der Mann hatte auf jeder Schulter je ein Kind sitzen, mit denen er sich durch die angetrunkene und laut singende Menge schob. Eine interessante Erfahrung. Punkt.
Schnelldurchlauf | Irgendwann in den letzten Tagen ereignete sich außerdem noch das Folgende:
Unser lieber Vermietervater brachte für die beiden Jungs je einen von seiner Frau selbst gebackenen Osterzopf in der Amalia vorbei und ich hatte ob der Nettigkeit der Menschen hier mal wieder Pipi in den Augen.
Wir testeten einen weitere Cartbahn aus und ich war – im Unterschied zum Rest der Familie – immer noch nicht Feuer und Flamme.
Wir wagten den Abstieg in die Höhle Baredine, wo wir unsere erste Begegnung mit zwei Grottenolminnen hatten, die tief unten in der Höhle schon gut ein paar Jahrzehnte blind herumlungerten und das vermutlich vollkommen okay finden. Kurz wurde uns klar, wie blöd es für uns auch hätte laufen können.
Wir besuchten das Aquarium von Pula und guckten uns viele Fische und deren Freunde an. Bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass der kleinere der beiden Kleinen Herren sich nicht für Meeresbiologie erwärmen kann.
Als letzte Bastion unserer kleinen Küstenstädtereise, fielen wir schließlich auch noch in Novigrad ein, das im Allgemeinen als unterschätzt gilt. Für Fischfreunde scheint die Stadt auch ein wahres Mekka zu sein. Für vegetarische Outcasts wie uns gab es als ultima ratio glücklicherweise wieder die obligatorische Pasta mit Trüffeln, diesmal in der Darreichungsform Pljukanci s tartufima. Und es war mal wieder köstlich. Unklar ist mir indes, wie ich jemals wieder ein ungetrüffelt-glückliches Leben führen soll.
Ach ja – wie konnte ich das nur vergessen? Wir haben einen Geocache gefunden und gehoben und sind sehr stolz darauf, dass wir ausnahmsweise mal einen Stift dabei hatten.